Kaltziegel von Leipfinger-Bader

Etwa 10 Millionen Tonnen des jährlich bundesweit anfallenden Bauschutts gehen auf Abbruchziegel oder ziegelreiche Stoffgemische zurück. Um diese Stoffe erneut nutzbar zu machen, errichtete Leipfinger Bader 2020 am Standort in Puttenhausen (Niederbayern) eine eigens entwickelte Recyclinganlage. Damit etablierte die mittelständisch geprägte Firmengruppe einen geschlossenen Wertstoffkreislauf in ihren Reihen. Der aktuellste und bisher innovativste Schritt in Richtung echter Kreislaufwirtschaft ist jedoch die Entwicklung des sogenannten „Kaltziegels“. Dieser Mauerziegel besteht zu einem hohen Anteil aus recyceltem Ziegelmaterial. Zudem wird er nicht gebrannt, sondern luftgetrocknet. Bei der Produktion werden also in doppelter Hinsicht Ressourcen geschont.

Geschlossener Wertstoffkreislauf dank eigener Forschungs- und Entwicklungsarbeit

Zur Herstellung eines Recycling-Ziegels musste Leipfinger-Bader sich jedoch zunächst einer anderen Herausforderung stellen: Es galt eine Recyclinganlage für die Ziegelindustrie zu konzipieren, die den Ziegelbruch sauber vom darin enthaltenen Dämmstoffanteil trennt. Mit der sogenannten Windsichtung – einem alten mechanischen Trennverfahren – wurde dafür eine Lösung gefunden. Diese auf Gravitation, Masse und Fliehkraft basierende Methode bildet den Kern der entwickelten Recyclinganlage. Vorgebrochende Baureste gelangen mithilfe einer Separator-Schaufel in einen Windkanal. Dort werden leichte Dämmstoffpartikel nach oben abgesaugt, während die schweren Ziegelbestandteile nach unten fallen.

Der Ziegelbruch wird dann weiter zerkleinert und in verschiedenen Körnungsstärken einer erneuten Verwendung zugeführt. Währenddessen trennt ein Zyklonabscheider den Dämmstoff, der anschließend ausgesiebt wird. 

Danach ist er bereits wieder in seiner ursprünglichen Funktion verwendbar. Dies gilt sowohl für Mineral- als auch für Holzfaserdämmstoffe. Beide setzen die Experten bei Leipfinger-Bader selbst als Füllung in ihren hochwärmedämmenden Coriso– oder Silvacor-Ziegeln ein. Der recycelte Dämmstoff kann hier also unmittelbar wieder in die Ziegelproduktion einfließen.

Kaltziegel – erster echter Recycling-Ziegel

Aktuell finden die in der Recyclinganlage gewonnenen Ziegelkörnungen eine Weiterverwertung im Wegebau oder als Substrat bei der Dachbegrünung. Künftig soll das Material aber auch wieder in die Ziegelproduktion einfließen. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu diesem echten Baustoffrecycling ist die Entwicklung des Kaltziegels. Hauptziele dabei waren ein geringer Energieeinsatz bei der Produktion sowie – natürlich – die Verwendung des recycelten Ziegelmateriales. Zusammen mit Kooperationspartnern startete im August 2016 unter dem Projekttitel „Kaltziegel – ein Recycling-Funktionswerkstoff“ offiziell die Forschungsarbeit. Diese umfasste neben theoretischen Grundlagen auch eine Vielzahl praktischer Versuchsreihen.

Die Basis des Kaltziegels bilden sortenreine Ziegelreste in besonders feinen Körnungsgrößen. Neben den entsprechenden Fraktionen von recyceltem Ziegelbruch aus der Recyclinganlage, fallen diese beispielsweise auch beim Schleifen von Planziegeln an. Versetzt mit einer natürlichen Bindemittel-Mischung werden die Ziegelkörnungen in einem eigens entwickelten Pressverfahren verfestigt und anschließend an der Luft bei Umgebungstemperatur getrocknet. Ein Brennvorgang entfällt bei dieser Fertigungsweise komplett. So entsteht ein Mauerziegel, der eine besonders hohe Rohdichte aufweist und entsprechend auch über eine hohe Druckfestigkeit verfügt. Dieser Kaltziegel erfüllt alle statischen Voraussetzungen für tragende Innenwände. Aufgrund seiner Masse stellen auch die erhöhten Schallschutzanforderungen in diesem Bereich kein Problem dar.

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