Game Changer Kaltziegel
In Deutschland fallen jährlich über 200 Millionen Tonnen Bauabfälle an – mehr als die Hälfte des gesamten Abfallaufkommens. Diese gigantische Menge verdeutlicht die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels: weg vom linearen Take-make-waste-Konzept hin zur Kreislaufwirtschaft. Auf strategischer Ebene ist der Cradle-to-Cradle-Ansatz von Braungart & McDonough ein interessanter Bezugspunkt. C2C zielt darauf ab, Baumaterialien so zu entwerfen und zu verwenden, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus vollständig wiederverwendet oder recycelt werden können. Das Ergebnis: Weniger Primärrohstoffabbau, weniger Energieverbrauch bei der Materialherstellung und eine deutliche Reduzierung der Treibhausgasemissionen sind die unmittelbaren Folgen. Gleichzeitig treibt der Ansatz Innovationen voran. Wie beim Game Changer Kaltziegel.
Ziegelbruch und Ziegelstaub fallen an verschiedenen Stellen im Lebenszyklus eines Ziegels an. Einerseits fallen diese als Pre-Consumer-Abfall, u.a. Schleifstaub, im Produktionsprozess an, andererseits als Abbruchmaterial aus bestehenden Ziegelwänden. Leipfinger-Bader reagiert auf zwei Ebenen auf diese Herausforderung: Für den Pre-Consumer-Abfall mit einer Zero Waste-Strategie, die auf Minimierung von Abfall und Weiternutzung von Rohstoffen setzt, aber auch durch den Betrieb einer als Entsorgungsbetrieb zertifizierten Recyclinganlage, die verfüllte Ziegel verarbeiten kann.Â
Um den „Abfall“ als wertvolle Ressourcen umweltschonend weiter zu nutzen, wurde im Laufe vieler Jahre ein Verfahren entwickelt, mit dem bereits gebrannte Reste wieder zu neuen Wandbausteinen verarbeitet werden können. Der Kaltziegel besteht zu 90 % aus recyceltem Ziegelmaterial und kommt ohne energieintensives Brennen aus. In einem speziellen Pressverfahren wird die Mischung mit einem natürlichen Bindemittel verarbeitet und bei Raumtemperatur getrocknet – eine echte Revolution in der ressourcenschonenden Ziegelherstellung. Der Kaltziegel punktet aber nicht nur durch seine Nachhaltigkeit: Mit seiner hohen Rohdichte, einer sehr hohen Druckfestigkeit von bis zu 40 N/mm2 sowie sehr guten Schallschutzeigenschaften (59 dB) erfüllt der Kaltziegel alle Anforderungen an tragende Innenwände und leistet gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. Die ermittelten Werte liegen zwischen 35 und 65 Kilogramm CO2-Äquivalent pro Tonne Kaltziegel und damit im Schnitt bei ca. 25% der vergleichbaren massiven Wandbaustoffe wie Ziegel, Kalksandstein oder Beton.
Bei der ökobilanziellen Betrachtung ist vor allem die Zusammensetzung des Bindemittels von Bedeutung. Je nach Bindemittelrezeptur können hier bis zu 70 Prozent der CO2-Emissionen anfallen. Wird der klimaschädliche Zementklinker reduziert und durch alternative Bindemittel ersetzt, können sich auch die Eigenschaften des Endprodukts deutlich verändern. Die Forschung an alternativen Bindemitteln wie Geopolymeren ist vielversprechend.
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Förderungen
Förderung im „Bayerischen Programm Neue Werkstoffe“ des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, 2016 bis 2020
Forschungsinitiative Zukunft Bau, Projektnummer 10.08.18.7-21.10
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