Eingießen von flüssigen Lehm in die Holzbalkenkonstruktion.

Pressemitteilung - 27.06.2024

Lehm-Holz-Massivdecke als Alternative zu Konstruktionen aus Stahlbeton

Ein Bauteil rein aus Holz und Erde

 

Leipfinger-Bader baut seine Marktpräsenz als Anbieter für energieeffiziente und nachhaltige Systemlösungen am Bau weiter aus: Das Unternehmen treibt unter Federführung von Julian Trummer die Entwicklung einer Lehm-Holz-Massivdecke voran – als ressourcenschonende Alternative zu herkömmlichen Stahlbeton-Deckenkonstruktionen. Dabei wird ein tragendes Holzraster mit einem Massivlehmgemisch vergossen. Die Vision: ein Bauteil rein aus Holz und Erde, das die Vorzüge von Holz- und Stahlbetondecken vereint und dank Automatisierung auf Dauer auch wirtschaftlich in der Herstellung ist.

 

Exemplarischer Schichtaufbau der Lehm-Holz-Massivdecke.

Holzbalkenstruktur mit Lehmeinschub und Hohlraumbedämpfung, Holzwerkstoffplatte als obere Beplankung. Foto: Julian Trummer

 

Die Herstellung von Baustoffen ist für etwa ein Zehntel der globalen Treibgasemissionen verantwortlich. Im Sinne einer technologieoffenen Herangehensweise – mit dem Ziel der Dekarbonisierung – bringt Leipfinger-Bader derzeit die Entwicklung der Lehm-Holz-Massivdecke voran – unter der Feder von Julian Trummer, der das Konzept als Student an der TU München entwickelt hat und bei Leipfinger-Bader als Forschungs- und Entwicklungsingenieur tätig ist.

 

Eingießen von flüssigen Lehm in die Holzbalkenkonstruktion.

Die Holzstruktur wird mit Lehm vergossen und analog zu Beton mit Rüttlern verdichtet. Das zeit- und kostenintensive Lehmstampfen entfällt. Foto: Thomas Straub

 

Gießen statt stampfen

In Anlehnung an die historische Stakendecke bildet bei dem Bausystem Holz eine feingliedrige Tragstruktur. In diese wird Lehm mit einer Rohdichte von 2.200 Kilogramm pro Kubikmeter gefüllt, um Raumabschluss, Brandschutz, Schallschutz und thermische Masse zu erzeugen. Der Gießprozess wird durch aus der Lebensmittelindustrie bekannte Fließmittel ermöglicht und ersetzt das zeit- und kostenintensive Stampfen. Damit können ähnliche Materialeigenschaften wie von Stampflehm zu einem Bruchteil der Kosten erreicht werden – ohne den CO2-Fußabbdruck, die Möglichkeit zum erneuten Verflüssigen oder die toxikologische Unbedenklichkeit des Materials zu beeinträchtigen. „Kern unserer Entwicklungen ist der Grundgedanke, dass ökologisches Bauen nicht auf Leuchtturmprojekte beschränkt bleiben darf. Erst wenn sie auch ökonomisch vertretbar sind, können ökologische Lösungen als wirksames Werkzeug im Kampf gegen den Klimawandel fungieren“, erklärt Julian Trummer.

 

Julian Trummer vor der fertigen Lehm-Holz-Massivdecke stehend.

Julian Trummer beschäftigt sich bei Leipfinger-Bader mit der Entwicklung von nachhaltigen Bauteilen. Er hat die Lehm-Holz-Massivdecke ursprünglich im Rahmen seines Architekturstudium konzipiert. Foto: Thomas Straub

 

Beton- und Ziegelbruch als Rohstoff

Da Lehm unter Wasserzugabe wieder formbar wird, können alle Komponenten der Massivdecke im Sinne des Kreislaufgedankens wieder problemlos voneinander getrennt und wiederverwendet beziehungsweise weiterverwertet werden. Auch einen möglichst hohen Rezyklatanteil strebt Leipfinger-Bader an. Während bereits heute Filterschlämme, die in Kieswerken als Abfallprodukt anfallen, die Basis des Lehmgemisches bilden, sollen die Sand- und Kiesanteile in Zukunft durch Beton- und Ziegelbruch ersetzt werden.

 

Nahaufnahme der Lehm-Holz-Massivdecke, die die Oberfläche des bereits getrockneten Lehms zeigt.

Die Lehmoberflächen werden bewusst rau gestaltet, um eine natürliche Ästhetik zu erzeugen. Foto: Julian Trummer

 

Auf dem Weg zur Industrialisierung

Die Entwicklung der Decke mit einer Spannweite von bis zu mehr als 6,50 Metern wird bei Leipfinger-Bader schrittweise weiter vorangetrieben. Der Schallschutz richtet sich dabei nach dem Flächengewicht von mindestens 250 Kilogramm pro Quadratmeter. Erklärtes Entwicklungsziel ist eine Feuerwiderstandsdauer von mindestens 90 Minuten. Manuell gefertigt, kommt die Lehm-Holz-Massivdecke in diesem Sommer bereits beim Neubau eines Bürogebäudes des Verbands für Ländliche Entwicklung Oberpfalz in Tirschenreuth zum Einsatz. Weitere Projekte befinden sich in der Pipeline. Langfristiges Entwicklungsziel ist eine voll automatisierte Produktion, um das Produkt wirtschaftlich herzustellen und für die breite Masse am Bau zugänglich zu machen – vom Designhaus bis hin zum sozialen Wohnungsbau.

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